Kaffee, Tee und (Hör-)Genuss

Sie spaltet die Gesellschaft, die Frage nach: Kaffee oder Tee? Die einen schwören auf Kaffee, früh, mittags, abends. Andere wiederum bevorzugen Tee – alleine zwischen Schwarz- und Grüntee-Trinkern können kleine Glaubenskriege entstehen.

Die Zubereitung macht’s!

von Kevin Oppel, Hörakustiker und Experte rund ums bessere Verstehen *

Sie spaltet die Gesellschaft, die Frage nach: Kaffee oder Tee? Die einen schwören auf Kaffee, früh, mittags, abends. Andere wiederum bevorzugen Tee – alleine zwischen Schwarz- und Grüntee-Trinkern können kleine Glaubenskriege entstehen.

Einigen wir uns ohne größere Umwege darauf: Die Entscheidung, ob Tee oder Kaffee – pur, mit Milch, Zucker, Sirup, Zitrone oder Schuss – ist und bleibt Geschmackssache. Was beide, Tee und Kaffee, eint, ist der Weg zum perfekten Genuss. Und natürlich, auch der ist individuell. Die Bohne oder die Teeblätter liefern die Grundlage, ihr Geschmack wird sich ohne die richtige Zubereitung und ohne die Vorlieben des Trinkers zu kennen nicht wie gewünscht entfalten können. Wassertemperatur, schnelles oder langsames Aufbrühen, langes oder kurzes Ziehen beziehungsweise Filtern – eine Kaffeebohne oder ein Teeblatt und eine Kanne Wasser machen schließlich noch lange kein wohlschmeckendes Heißgetränk. Da gehört weit mehr dazu …

Nun bin ich kein Barista oder Tee-Kenner, obgleich ich mich hier bekenne: Ich greife liebend gern zu einer Tasse Kaffee. Besonders morgens für den ersten Kick nach dem Aufstehen oder am Nachmittag als kleiner Seelenschmeichler. Ich bin Hörakustiker und erkenne eindeutige Parallelen zwischen Kaffee-, Tee- und dem absoluten Hörgenuss.

Zunächst steht die Wahl zwischen Kaffee und Tee. Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Kaffee oder Tee? Waren Sie auch ratlos, ob der vielen Marken und Geschmacksrichtungen, die in den Regalen der Geschäfte stehen? Welche schmeckt mir persönlich wohl am besten?? Und trinke ich dann mit oder ohne Zucker? Vielleicht haben Sie sich zunächst an den Trinkgewohnheiten Ihrer Eltern, Freunde oder Kollegen orientiert? Erst mit der Zeit findet jeder seine ganz eigenen Vorlieben. Wenn ich Menschen mit Hörminderung berate, beginnt das ganz ähnlich: Kaffee oder Tee entspricht dann der Vielfalt an Hörgeräte-Marken und -Bauformen: HdO, also Hinter-dem-Ohr-Geräte oder Im-Ohr-Geräte IdO, Betrieb mit Akku oder Batterie, kompakt, klein, noch kleiner? Alle haben ihre spezifischen Vorteile und die Entscheidung ist neben dem audiologischen Bedarf auch eine Frage des persönlichen (Hör-)Geschmacks. Und selbst wer weiß, was ihm „schmeckt“, hat noch lange keine Garantie dafür, dass das Ergebnis, das Endprodukt, der Genuss, wirklich wie erwartet ausfällt. Auch Kaffee mit Milch und Zucker kann tausendfach anders geraten, obwohl es doch immer das vermeintlich Gleiche ist.

Übertragen auf die Hörakustik bedeutet das: Hörgeschmack ist hoch individuell. Unterschiedliche Lebens- und Hörsituationen erfordern unterschiedliche Maßnahmen. Eine Bedarfsanalyse ist notwendig, um klare (Hör-)Ziele zu definieren, auf die Akustiker und Kunde dann gemeinsam hinarbeiten.

Was ist also meinem Kunden wichtig? Neben grundlegen Entscheidungen zur Optik und dem Funktionsumfang der Hörgeräte lege ich als Akustiker meinen Fokus vor allem darauf, wo die größten (Hör-)Schwierigkeiten liegen, die gelöst werden sollen. Nur wenn ich das weiß, kann ich den Kunden gezielt beraten, ob und inwieweit diese Schwierigkeiten durch eine Hörgeräteversorgung zufriedenstellend gelöst werden können. Transparenz und Ehrlichkeit sind das A und O einer vertrauensvollen Zusammenarbeit, denn: Eine Hörgeräteversorgung kann nur im Team zwischen Betroffenem und Akustiker gut gelingen.

Zum transparenten Vorgehen gehört, dass Kunde und Akustiker vorab gemeinsam klare Hörziele definieren. Wichtig: Die Ziele müssen für beide Seiten nachvollziehbar und überprüfbar sein – nur dann können Betroffener und Akustiker den Erfolg der Hörgeräteversorgung am Ende richtig bewerten. Auf unser Kaffeebeispiel gemünzt: Ist der Kaffee wirklich so zubereitet worden, wie er mir am besten schmeckt? Oder war es zu viel oder gar zu wenig von der Bohne, der Kaffee zu stark oder zu schwach? Um den subjektiven (Hör-)Genuss am Schluss so objektiv wie möglich nachvollziehen zu können, hilft ein Blick zurück: Welches Ziel, welches Geschmackserlebnis habe ich mir erhofft? Dabei hilft das Festlegen genauer Zielsetzungen vor der eigentlichen Behandlung.

Sobald die „Geschmacksrichtung“ und was im Idealfall zu erwarten ist klar formuliert sind, kann es an die Zubereitung gehen: das Hörtraining. Denn Hörgeräte alleine bieten so viel Genuss wie Kaffeebohnen oder Teeblätter mit kaltem, zu heißem, zu viel oder zu wenig Wasser. Es plätschert vor sich hin, bleibt unzufriedenstellend und schmeckt nicht. Ein durchdachtes Hörtraining hingegen orientiert sich an Bedarf und Zielen des Kunden und wird entsprechend „dosiert“. Und ist damit Voraussetzung für vollendeten (Hör-)Genuss. Denken Sie mal drüber nach, gerne bei einer Tasse Kaffee – oder Tee.

* Kevin Oppel lebt als gelernter Hörakustiker und Diplom-Betriebswirt (FH) seit fast 15 Jahren den praktischen und wissenschaftlichen Austausch zum Thema Hören, Tinnitus und ganzheitlicher Gehörrehabilitation. Sein Credo: „Lebensqualität ist dazugeHören!“ Sein Weg dorthin: Methodische Herangehensweise und jede Menge Erfahrungen aus der Praxis.

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Kevin Oppel

Dipl. Betriebswirt (FH), Vorstand der ISMA AG, Visions- und Strategieentwicklung

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